Frühjahrscup 2012

Frühjahrscup Berlin YCBG Müggelsee 31.03.-01.04.2012

Auftakt an der Spree, oder: Die Wettershow am Müggelsee

Eine Woche vom dem Saison-Auftakt waren noch perfekte Bedingungen, Sonne, kein Niederschlag und Mittelwind… davon konnte dann am Müggelsee keine Reden mehr sein. Der Wetterbericht sagte ungefähr Folgendes: "Wind, viel Wind, dann noch Sturmböen, ach ja und es wird dabei mal regnen und mal schneien…" Allen Vorhersagen zum Trotz machte ich mich am Freitag auf zum "Yachtclub Berlin Grünau". Beim Abladen und Auftakeln sah das vor Ort eigentlich gar nicht so schlecht aus. "Mal von der Kälte abgesehen, wäre das so morgen doch noch ganz ok …" waren so meine Gedanken. Vorsichtshalber wurde der Joller dann doch an Rolli und Steg festgebunden, ein bisschen mit den vereinzelt umherlaufenden OK-lern geschwatzt, um dann nach der Anmeldung wieder ins geheizte Rangsdorfer Domizil zu fahren.

Samstag

Am nächsten Morgen sah die Welt dann nicht mehr ganz so freundlich aus, es war schön leer auf den Straßen, weil einfach niemand vor die Tür wollte, aber wir Segler sind ja hart im Nehmen… haha. Mehr oder weniger missmutig stapften alle über das Gelände, Kay meldete bereits erste Rettungsaktionen: Einen OK hatte er morgens wieder in die Senkrechte bringen müssen, nachdem der wohl schon mal selbständig ins Wasser wollte. Erinnerungen daran wurden wach, wie ich als Mini-OKler mal voll ausreitend auf der Müggelspree umher trieb, ohne Großsegel versteht sich! Zum Glück aber auch die Gewissheit, dass es damals dann nachher auf dem See deutlich weniger ruppig war.

Die Wettfahrtleitung beschloss erst einmal eine Stunde Startverschiebung einzulegen, um sich per Motorboot ein Bild der Bedingungen draußen zu machen. Die waren eher nicht so schön, es wehte ordentlich mit kräftigen Böen bis sieben Bft., also wurde nochmals verschoben. Es ging auf Mittag zu und der erste Hunger wurde gestillt, macht ja auch ein paar Gramm mehr auf dem Hängedeck! Neueinsteiger im 420er konnten das "Erlebnis" Zweimannboot nicht erwarten, und fuhren zur Probe mal los. Namen werden nicht genannt, denn die Show, welche folgte war nicht so toll: Erst dauerte es 15 Minuten um das Segel hoch zu bekommen (erste Hochrechnungen ergaben damit eine Ablegezeit aller Boote von ca. 50 Stunden) und dann schmissen die Beiden das Sportgerät auch gleich mal um. Durch nicht so ganz glücklich gewählte Ausrüstung (Shorty bei Schneetreiben ehem???) waren die Kräfte schnell dahin und ein Aufrichten nur noch mit Mobo-Hilfe möglich.

Jetzt wird’s gemütlich

Ein kleiner Spaziergang zum Spreetunnel brachte leider die Erkenntnis, dass es auf dem See mindestens genauso ungemütlich war, und man für den Rückweg, bei Gegenwind, doppelt so lange braucht. Zudem wechselten sich jetzt Regen, Sonnenschein, Schneeregen und Graupel im Viertelstundentakt ab. Wettfahrtleiterin Maria griff dann endlich zum Mikrofon, um zu verkünden, dass das heute wohl nichts mehr werden wird mit der Segelei, denn mittlerweile lag eine Sturmwarnung vor. Die 420er atmeten hörbar auf und der Rest der Segler wartete auf die noch wichtigere Ansage: "Das Essen gibt es in einer Stunde, das Freibier jetzt gleich!" So konnten man dann bei einem frisch Gezapften dem einen Finn zusehen, der trotz der Aufforderung an Land zu bleiben, in Richtung Müggelsee davonglitschte. Immerhin sah das schon deutlich gekonnter aus. Die Vorstellung ging aber gleich weiter, denn beim zweiten Becher kam er im Schlepp wieder rein, mit geschreddertem Segel. Um es nicht langweilig werden zu lassen, gab die Segelschule "Meerseen" noch eine Abwetter-Vorstellung. Spätestens jetzt wussten die blassen Segelscheinanwärter, wozu der Ballast am Kielboot da ist…

Später ging es dann für einige OKler noch zum Billard-Abend, um diverse Geburtstage nachzufeiern. Ein wenig Sport fand dann also doch noch statt 😉 Ich weiß gar nicht wie lange es schon her ist, dass ich bei einer Regatta in der eigenen Wohnung übernachtet habe. Und dorthin chauffiert wurde ich sicher noch nie. Ach ja, die Jugend wird erwachsen, und darf mittlerweile Auto fahren…

Sonntag

Am Sonntag wollten dann alle endlich mal segeln, und das sollte auch klappen. Der Wettergott hatte sich ja gestern schon genügend ausgetobt, und wollte wohl einiges wieder gut machen. Die Sonne schien, kein Wölkchen am Himmel, und ein schöner Mittelwind. Was will man mehr? Das Ablegen klappte auch wesentlich besser als gestern, und so fanden sich dann alle rechtzeitig an der Startlinie ein.

Als letzte Klasse startend, konnten wir uns die erste Kreuz lange genug überlegen, und es sah alles nach halb Rechts aus. Kay fuhr die imaginäre Ideallinie wie ein Bobfahrer ab und ging vor Greg auf den ersten Raumkurs. Dicht dahinter Rainer P. aus B. und meinereiner. Die recht spitzen Raumkurse gaben keine Veränderungen her, wohl aber die sich lösende Rudersicherung an Kays Boot. Kurz nach der Drei schoss er "steuerfrei" in den Wind und hatte Probleme den Lenker wieder an zu montieren. Die folgenden Vier zogen folglich an ihm vorbei. Mittlerweile gab es ganz heftige Winddreher, man konnte gar nicht so schnell wenden wie man hätte müssen. Wer zu früh bis zur Layline fuhr, konnte entweder reichlich fieren, oder doch noch dreimal wenden. Ganz schön tricky das Ganze! An den Positionen änderte das dann doch nichts mehr, und Greg fuhr vor Rainer die erste Wettfahrt nachhause.
Beim Runtersegeln zum Start dachte ich mir noch: "Wenn sie uns auf jeden Fall drei Rennen fahren lassen wollen (für uns war es ja die Berliner Meisterschaft), dann könnten sie die Startreihenfolge ja ändern." Was ich beim Warten unterhalb der Startlinie dann aber schon längst wieder vergessen hatte. Daher staunte ich nicht schlecht, als alle OKs sich an der Linie tummelten und Flagge "I" grad eingeholt wurde. Mit leichter Panik habe ich es aber noch rechtzeitig bis zum Startschiff geschafft, wo ich dann eine schöne Lücke zum Nullstart nutzen konnte. An der Eins war Kay als Erster, dann folgten Jule, Greg und ich. Die zweite Kreuz konnte sich Kay mit einem ordentlichen Dreher über ganz Rechts deutlich absetzen, dahinter kabbelten wir uns um die Plätze. Besonders auf der Zielkreuz ging es hin und her. Greg zog an Jule vorbei und kurz vor der Zielline erwischte Falk ein nettes Windfeld und konnte mich noch auf den letzten Metern auf Platz Fünf verweisen.

Nicht ganz optimale Lage

Auf dem Weg zurück zum Start konnte man sich dann schon mal im Kopfrechnen betätigen, Greg hatte beste Aussichten auf den Sieg, zumal der Wind noch mal zulegte. Für den Zweiten Platz gab es dafür gleich fünf Anwärter. Entsprechend motiviert ging es dann ins letzte Rennen. Das Gros des Feldes zog nach links, Kay allein nach rechts und ein paar versuchten sich im Dreherausfahren in der Mitte des Kurses. Das sah dann auch erst mal nach der besseren Wahl aus, denn 30° Drehungen brachten einen da gut voran. Beim Runden der Eins fanden sich dann aber alle Fraktionen wieder dicht beisammen ein. Greg führte vor Kay, dann folgten Rainer und Knut, in dessen Heckwelle ich mich festkrallte. Diesmal brachten die Raumkurse dann mal Positionsveränderungen mit sich. An der Halsenmarke hauten fette Böen rein und Kay fuhr erst einmal auf Bb. weiter, Rainer entschied sich, in Anbetracht der eisigen Fluten, für eine sichere Q-Wende. Ich konnte mir die Innenposition zu Knut sichern, und freute mich über den vorhandenen Trainingsvorsprung was das Halsen betrifft. Mit den weiter einsetzenden Böen konnte ich dann auch gleich noch zu Rainer aufschließen, was mich wieder vorn mitspielen lies. Und wie es dann immer so ist, wenn man zu eifrig ist, passieren einem die blödesten Dinge. Mir rutschte irgendwie die Schot aus der Klemme und ich konnte grad noch so die Rolle nach Luv abwenden. Alles schön von der OKtion-Cam festgehalten… ich habe eindeutig nicht gelächelt dabei 😉 Rainer war damit wieder etwas weg, aber bei auf dem Vorwindgang konnte ich ihn mir trotzdem schnappen. Das hatte ich mir für Kay auf der Zielkreuz auch vorgenommen, nur verlor ich dabei Jule aus den Augen, die mich kurz vor der Linie dann noch über einen fetten Linksdreher passierte. Damit war ich dann wohl insgesamt doch noch auf den Vierten abgerutscht. "Na gut, dann brauchst du wenigstens nicht zu schreiben, hast ja mit dem Jahrbuch noch genug zu tun…", man muss es sich nur schön reden! Wie sich dann am Aushang zeigte, ist es für mich dann doch noch der Schreiberlingsplatz geworden, was dem geneigten Leser ja sicherlich schon aufgefallen sein dürfte…

Mein Fazit zum diesjährigen Frühjahrscup sieht so aus: Es war eine bestens organisierte Veranstaltung, die den Landesmeisterschafts-Status verdient hat. Die Entscheidungen der Wettfahrtleiterin gingen voll in Ordnung, und auch ohne Segeln am ersten Tag war der Segelanteil gegenüber dem Vorjahr deutlich größer. Der Kurs lag trotz sehr pendelnder Winde immer gut und auch an Land war die Organisation bestens! Vielen Dank an alle Beteiligten dafür hier noch einmal!
Grüße aus dem vom Aprilwetter geplagten Berlin von Erik mit ch GER 695

FC_2012_420er.pdf
FC_2012_Finn.pdf
FC_2012_OK.pdf
FC_2012_Pirat.pdf

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