Bitterfeld -30.09.-03.10.2022

Wie fing alles an? Na das kommt von das… 

Vor zwei Jahren, wegen der frischen Corona-Beschränkungen anlässlich der plötzlichen 50-ger Inzidenz in Berlin, wurde für die Piraten-Klasse die Regatta in Güstrow abgesagt. Was macht man als Regatta-Freak? Telefonieren… Und siehe da; eine Alternative wurde entdeckt. Mit einer geborgten Ixylon ging es nach Leipzig. Phyllis musste dort dann das erste Mal ins Trapez. Ein Jahr später war noch ein Wochenende frei und ab ging es zum Saubucht-Rennen nach Potsdam.

In diesem Jahr kam ich mal mit Paule Bauer am Tresen zusammen und er bot mir seine Ixylon Baujahr 1978 zum Start bei der IDM 2022 an der Goitsche. Phyllis wollte ich das mal nicht zumuten. Also beschloss ich kurzerhand meinen einstigen 470-er Vorschoter Roland Wensel anzuheuern und an die Erfolge von damals anzuknüpfen. (Schon mal vorweg… Es hat geklappt!)  Nun gut, wir hatten ja nur eine längere 33 Jahre dauernde Trainings-Pause. Aber was soll´s. Am Donnerstag war ein Practice-Race angesetzt. Das muss reichen?! Paule hatte schon alles aufgetakelt. Und da kamen wir auch gerade noch so rechtzeitig an den Start. Deutschi kam dann noch für die richtige Wantenspannung mit seinem Power-Otto vorbei. Ein Streifen Gray-Tape markierte ab dann den Trimm und schon konnte gar nichts mehr schiefgehen. Die Bojen waren GPS-gesteuert und sollten der Wettfahrtleitung die Arbeit deutlich erleichtern, da der See teils bis 45 Meter tief waren. 

Mit einem Leichtwind-Lauf begann es am Freitag. Die ganze Zeit fuhren wir als Zweiter schön vor dem Hauptfeld liegend, dem deutlich führenden Team hinterher. Auf der Vorwind ergab sich dann doch noch eine Möglichkeit uns, über links mit frischem Wind, noch vor ihn zu schieben. Und so war dann auch unten an Marke 3 sein Vorsprung aufgebraucht. Praktisch und genauso nötig war hier auch die Bahnverkürzung an selbiger Marke, da der Wind langsam einschlief. Der erste Tag war geschafft.

Am Samstag kam dann etwas ungemütlicheres und sehr kühles Wetter über uns. Der Wind wurde in Böen bis 25 Knoten angesagt. Wir waren wieder in unserem Element. Trapez segeln, Kanten abgreifen und jede Menge Spaß haben war angesagt. Durch ständig Winddreher kam es aber leider auch sehr oft zu Startverschiebungen, bis sich der Wind wieder etwas einbekommen hatte. Im dritten Tages-Lauf fingen wir an Tonne 1 als 6-te unsere Aufhol-Tour an. An der Raummarke waren wir schon 5-te und mit einer „Potz-Blitz-Spitze-Halbwind-Halse“ mit anschließendem „Nitro-Halbwind-Zisch-Otto“ flogen wir an der völlig überraschten Konkurrenz vorbei. 100 Meter vor dem Leefass waren wir dann auch schon Zweiter. Na gut, „Einer geht noch!“. Kurze Team-Absprache, Schwert halbhoch und Schoten dicht. Das führende Team war dann doch zu vorschnell mit ihrem Abwehr-Manöver, so dass sie hinter uns ihre Ixy in den Sonnen-Schuss trieb und kenterten. Bei einem anderen Rennen wurde leider kurz vor Ende des ersten Dreieckes der Lauf abgebrochen, da wohl irgendwie im Wettfahrt-Fieber jemand die Marke 3 auf eine Reise schickte, die keiner wollte. Sie fuhr schnell auf die Außengrenze des Regatta-Universums zu. Ein Motorboot-Marken-Ersatz wurde von uns Seglern mal gar nicht akzeptiert, da die eigentliche Boje ja weiterhin 2 Meter in die Höhe ragte. Also immer schön das Tablet abdecken, womit die Bojen gesteuert werden. 😉 Shit happens… 

Am dritten Tag die gleiche Vorhersage. Windig und ruppig. Mit zwei weiteren ersten Plätzen zementierten wir unseren Anspruch auf das „Gelbe Trikot“. Dann, im dritten Lauf kamen richtig ruppige Böen auf der ersten Raum durch. Die Führungsgruppe zog die bunten Leinen aus der Tüte und fegte auf´s Raumfass zu. Die folgenden Boote fuhren schon gar keinen Spi mehr. Die sahen ja uns vorne herumhalftern! Dann wurde es unangenehm. Die Halse stand an für die ersten Schiffe. Volker in Führung fuhr einfach mal 200 Meter an der Raumtonne weiter geradeaus, nahm dann den Spi runter und reihte sich an 15-ter Stelle wieder ins Feld ein. ;-(  Maik halste wie ein Mann und ging auf Tauchstation. Wir an 3. Stelle liegend taten das gleiche, kämpften aber wenigstens einige Sekunden länger ums Überleben. Wir ließen uns durchsacken und stabilisierten uns erstmal auf Sehrohrtiefe. Das übrige Feld registrierte dies mit einer gewissen Genugtuung, glaube ich. Nun gut, Boot in die Waage bringen, Spinnaker bergen und aufrichten. Alles ist ohne Schaden gut gegangen. Da wir nun schon mal fast am Luv-Ufer waren, fuhren wir auch gleich weiter Richtung Hafen, schöpften das Boot mit den vorsorglich frühmorgens im Steuerbord-Spisack zurechtgelegten Eimern leer und zogen uns nassgewordene Pudel am Land. So!!! Nun hatten wir aber unseren Streicher! Unsere Verfolger atmeten auf. Beim Tages-Interview faselten wir dann noch so Sätze wie: „Na morgen geht´s nicht mehr um den Sieg in den Wettfahrten, sondern ums Dranbleiben an unseren Gegnern.“ Egal, war wohl Medien-Fieber… Die Fete abends im Schuppen des Yachtclub Bitterfeld wurde dann wie erwartet ausgiebig genutzt, um sich locker zu machen für den letzten Tag. Und ich war sowas von vorbildlich kurz nach Ein Uhr im Bett… Das wollte gar keiner glauben. Meine Stimme erinnerte mich morgens trotzdem irgendwie an den Stimmbruch?!

Die Starts wurden meist unter „U“ gestartet und Roland meckerte immer mit mir, da ich mich zu dicht an die Linie traute. Wie konnten uns nun leider keinen Ausfall mehr leisten. Es klappte jedenfalls auch am letzten Tag alles nach Plan. Mit einem zweiten Platz vormittags und einem ersten Platz im letzten Rennen sicherten wir uns mit einem äußerst komfortablen Vorsprung den Meister-Titel bei den Ixys.

Dass uns die Wetterlage mit Trapez-Wind sehr zu passe kam, muss ich wohl nicht erwähnen. Für die Ixy war ich endlich mal nicht zu schwer hinten drin. Das war damals im 470-er deutlich anders. 😉

Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal für Rolands (33 Jahre währendes) Vertrauen im Trapez, Paules Unterstützung durch seine uns zur Verfügung gestellte Ixylon GER-75 und Deutschis super Trimm-Einstellung. Auch beim Veranstalter, der uns eine schöne Meisterschaft veranstaltet hat mit schönem Rahmenprogramm. Der Goitsche-See ist auch sonst immer eine Reise wert.

Und ein riesen Danke an die supernetten Ixylon-Segler. Auch an „Schicki“. Obwohl ich ja noch „ Auf die Fre…e kriegen kann.“ 😉

Viele Grüße, Lippi O-Jolle 599, Pirat 4263, Ixylon 75

Hier gehts zur Ergebnisliste.

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Weitere Bilder vom Fotograf: Markus Scholz- FOTOGRAFIE (https://marsfoto.de) gibt es hier:

http://www.yachtclub-bitterfeld.de/gallerie/

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